Dienstag, 20. April 2010

Tief unter der Elbe

Bei mir ist das ja immer so, wenn ich am Vormittag die Wohnung verlasse, in den Lift steige und im Erdgeschoss dann das Postkastl öffne, denke ich mir immer was für einen Mist oder was für eine Überraschung fällt mir heute entgegen. Vor ca. drei Wochen hielt ich dann ein Packerl aus Berlin in den Händen.Und drinnen war das Debut-Album Kratz Dich Raus von Hans Unstern. Es ist auf dem Label, der mittlerweile in Berlin lebenden burgenländischen Band Ja, Panik, Nein Gelassenheiheit erschienen.
"Die eigenartig Schönheit der Musik, die sich zuvorderst am Beginn eines Stückes bestimmen lässt, da wo sich der erste Ton jedes Mal wieder aus dem Abgrund schält, den das zuvor gehörte hinterlassen hat, hat sich mir erst relativ spät erschlossen." schreibt Andreas Spechtl im sehr persönlichen Pressetext.
Und mir erging es endlich. Die Texte sind so schnell gesungen, fast gerapt, das man die Schönheit und die Tiefsinnigkeit der Texte in ihrer ganzen Fülle erst beim dritten oder vierten Hören des Albums erfassen kann. Manche Songs erinnern mich von der Schärfe der Texte an die Goldenen Zitronen oder die Einstürzenden Neubauten, auch wenn die Musik mehr in Richtung Alternative, Singer-Songwriter und Pop geht. Aber wie singt schon Hans Unstern: Wann lerne ich, das ich den Moment nicht festhalten kann!

Hier einige Textauszüge. Hier aus dem Opener Anglet

Im Herbst halte ich Winterschlaf
umgeiert von Raben ueber mir wie fettes Laub
Ich habe einen Deal mit den Ratten des naheliegenden Abortes
Sie bringen mir siebzig Kilo Kastanienlaub
und ich verrate ihnen in welcher Karosse Kokain lagert
Urlaub unter Laub

Und hier aus Endlos Endlos

Du sagst du kennst den Weg
Oh Mathilde
ich bin dir gefolgt wie ein Falter Neonlicht
Wo die blauen Risse ihre Toene mischen
lass uns noch zwei Takte laenger stehen
Du willst die Welt vergessen gehen
Es ist dir egal was sie spielen
Du willst einfach nur spielen
Ich klammer mich an meinem Strohhalm fest
Stolper ueber die Strahlen der Kugel
ins Endlos endlos bloss

copyright Foto: Tanja Pippi

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