Exit through the Giftshop ist eine Art satirische Doku über Street-Art. Nur eine Art deshalb, weil der anfängliche dokumentarische Charakter des Films in eine Satire über die Kunstwelt mündet. Der französische Hobbyfilmer Thierry Guetta, übrigens Cousin des Artists Invader, der seine Spaceinvaderfliesen überall auf den Globus und auch in Wien verstreute, ist ein begeisterter Fan der Street-Art.
Zu seiner größten Leidenschaft zählt es deren Künstler ausfindig zu machen, und sich mit ihnen auf nächtliche Streifzüge durch den urbanen Dschungel zu bewegen. Dabei richtet er seine Kamera auf alles was sich bewegt. So erhält er Zugang in die Szene. Sein größter Wunsch ist es aber sein großes Idol, den Briten Banksy vor seine Kamera zu bekommen.
Dies gelingt ihm schließlich mit Hilfe von Shepard Fairy, der sich ebenfalls als Street-Art-Künstler und mit dem ikonischen Werbesujets „Hope“ für den US-Präsident Obama einen Namen gemacht hat. Guetta zeigt dem Engländer in Los Angeles die besten Locations für dessen Bilder. Banksy der weltweit bekannteste Künstler seiner Zunft lässtt sich von Guetta filmen und gibt sein Einverständnis eine Doku über ihn produzieren zu lassen. Womit er allerdings nicht gerechnet hat, ist die Unfähigkeit des Franzosen: Er ist ein dilettantischer Filmer und obendrein noch ein unfähiger Cutter. Der fertige Film ist ein Desaster. Also dreht Banksy den Spieß um und beginnt Guetta zu filmen unter der Bedingung, dass er sich selbst als Street-Art-Künstler versucht. Dieser stimmt begeister zu und so wird er zum Artist Mr. Brainwash.
Ohne Talent und ohne jegliches Gespür für Farben und Formen gelingt es MBW, wie die Abkürzung von nun an unter seinen Graffitis und Bildern ragt, dennoch eine Ausstellung in einer renommierten Gallerie in Los Angeles zu ergattern, weil er von Banksy auf seiner Homepage protegiert wird. Durch Medien und andere Street-Art-Artist wird ein regelrechter Hype um Mr. Brainwash veranstaltet. Und so wird er bald als der neue heiße Streetart-Aktie gehandelt. Seine Bilder erzielen exorbitante Preise und er wird selbst auf eine Stufe mit Banksy gestellt. Der Meister hat also in seinem Gesellen seinen Meister gefunden. Banksy ist und bleibt auf der Leinwand wie in der Realität ein Phantom. Er lässt seine Werke für sich sprechen. Systemkritik und Ironie sind in seinen Stencil-Schablonen ebenso gegenwärtig wie in Exit through the Giftshop.
Beim Sundancefestival wurde der Film von den Kritikern ebenso abgefeiert wie er es auch auf der Berlinale mit höchster Wahrscheinlichkeit werden wird. Anarchie auf der Leinwand schadet nie. Eine kluge Satire auf die Kunstwelt und ein sehr interessanter Einblicke in das Leben der bekanntesten Street-Art-Künstler der Gegenwart. Am Ende des Films bleibt jedoch eine berechtigte Frage offen: Will Banksy sein Publikum verarschen? Wenn ja macht er es sehr sehr gut. Wenn nein, sollte Banksy bei aller berechtigter Kritik am Mainstream und am Sell out der Street Art nur bedenken, dass er auch schon längst dort angekommen ist und das seine Stencil-Graffitis in seiner Heimatstadt Bristol bereits von Undergroundartist übersprayt werden!
copyright pics.) Filmladen, bzw. Fensterpic Banksy himself
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