Dienstag, 3. November 2009

Aber die Leich kommt eigentlich immer vor!


Das Interview mit 2/5 der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune, besser gesagt mit Fritz Ostermayer (2. von links) und David Pfister (3. von links)!

Ein Gespräch ohne Sex und ohne Gewalt, dafür mit guter Laune u.a. über ein Konzert bei einem Leichenbestatter! - AUSGESTRAHLT WIRD DAS INTERVIEW in der Sendung vom 6.11. 2009. - LIVE könnt ihr die Neigungsgruppe am 25. November im Wiener Flex erleben. (Zahlreiche Überraschunggäste werden sich dabei auch die Ehre geben!)



GFL: Entstehungsgeschichte der Neigungsgruppe?

Fritz. O.:
„Es gab bei FM 4 immer Lesereisen, da wurden vierer Teams immer ausgeschickt in jungkulturelle Einrichtungen von Disko bis Jugendklub, und die haben dann ihre Lieblinge gelesen. Die selbe Band, die Du da als Neigungsgruppe kennst, hat sich damals schon Neigungsgruppe genannt, und hat ihre Lieblinge vorgelesen von Marquis De Sade bis Oswald Wiener. Also alles bis Philosophie...

David: „Aber auch so Trashsachen, wie die Bibel(lacht)".

Fritz. O: „Und irgendwann sind wir dann drauf gekommen,...nur lesen?!? Also in einem Literaturhaus wärs ma wuascht, aber in einem Setting, wo die Jugend a bisserl mehr pulsiert, haben wir gesagt sing ma halt: Und ganz easy nur mit Casio und da...


David: Hamma dann Hank Williams und solche Sachen gesungen.


Fritz O.: „ I saw the lights vom Hank Williams“...singt alle mit. Das hat sich dann ziemlich schnell auch verselbständigt, bis uns das Lesen immer mehr abhanden gekommen ist, und das Musikmachen immer mehr wurde, bis man gesagt hat, da hamma schon ein häftiges Programm zusammen, mach ma a band! Es is aus einer Spasslaune entstanden, aber dann immer ernster geworden!


GFL: Und die Zusammensetzung war klar mit David, Fritz, Robert und Chrisitan?


David: Naja, wir wurden von Pamela Rußmann, die die Lesereisen erfunden hat eigentlich gecastet. Aber ein Vorteil war, dass wir natürlich schon vorher miteinander befreundet und bekannt waren, und Sachen gemacht haben...


Fritz O.: Und das jeder auch ein Musikant ist, ich will jetzt nicht mal sagen Musiker im klassischem Sinn.


David: Ja, Musikant ist ein schönes Wort.

Fritz O.: Und wir kommen kurioser Weise ja auch alle aus den verschiedensten Ecken. Da Robert (Anmerkung Zikmund) und ich sind musikalisch wirklich sehr weit auseinander, und außerdem schätz was er macht, sehr sogar, und er hoffentlich a bissel meins auch noch. Aber es da ein Kompromiss im Musikalischen schon da.


GFL: Der Robert mag ja eher, das kann man musikalisch eh nicht so reduzieren, so Conor Oberst und diese Geschichten. Und du (David) wenn man das so unter Anführungszeichen sagen kann, kommst eher aus der Grufti-Ecke!

David lacht!)
Alle lachen

Fritz O.: Eher aus dem Industrial vielleicht?
David: Ja, ja!

GFL: Und beim Christian (Fuchs), wie ist das da?


David: Der Christian deckt überhaupt viele Genres ab, so wie wir überhaupt alle. Wir mögen viele Musiken. Ja, das stimmt schon, der Robert ist sicher der, der Pop-Musikalisch noch am ehesten agierende, vielleicht noch gemeinsam mit dem Christian. Beim Fritz und bei mir ist das ein bissi anders und der neue der Sir Tralala, der ja nicht bei FM4 ist, der rundet das dann musikalischauch sehr schön ab mit seinem Blues-Country Zugang, würde ich hier sogar sagen.


Fritz O. (nickt): Ja


David: Es sind aber alles Genres, auf die wir uns einigen können. Also wir müssen da keine Grabenkämpfe austragen.


Fritz O.: Ja, ich ordne mich da auch sehr gerne Roberts Liedern unter.



GFL: Bei der Auswahl der Coverversionen, habt ihr da eher geschaut, dass es düstere Songs sind?

Fritz O.: Reine Kasperliaden werden sicher nicht vorkommen, aber eine gewisse Grundmelancholie ist diesem Projekt schon eigen, aber es kann ruhig Beatmässig flotter sein, das schon: Aber die Leich kommt eigentlich immer vor!


David: Wir such uns aber die Lieder nicht nach der Düsternis aus.
MGMT (Time to Pretend wurde von Christian Fuchs als Scheene Leich, gecovert Anmerkung!) ist ja jetzt nicht unbedingt so dark! Aber durch die Texte wird dann alles nicht so recht lebensbejahend!

GFL: Ich weiß nicht mehr wo ich das gesehen hab, im Fernsehen oder auf Youtube, aber ihr habt ja mal in einer Leichenhalle gespielt?

Fritz O.: Ja, das war wunderbar, wir haben einen Reisenfan in Schwaz in Tirol, der ist Leichbestatter und hat eine Leichenbestattung: Ein sehr modernes Haus, nicht mehr das klassische Gothic-Gruftie Leichenbestattungsding. Sehr schick und funktional designt. (David lacht!) Und der hat uns eingeladen, weil wir ihm guad gefallen auf einem Privatfest bei eam zu spielen! Und da haben wir natürlich das Setting auch fotografisch genutzt!

GFL: Und wie fühlt man sich, wenn man dort spielt? Geht ma da anders rein, als in jedes andere Konzert?


Fritz O.: Nein, nein, das war ein moderner Zweckbau mit einer unglaublichen Kulisse, dieser Tiroler Berglandschaft. Das war ein Open-Air und hinter uns waren da die Grabbeigaben und die Pflanzerl aufgestellt. Wir sind uns vorgekommen wie das Alpenland-Echo!

David: Die Tragweite ist uns eher am Schluss nach dem ganzen Konzert klar geworden. Da hat er dann eine Führung gemacht. Da ist er mit uns dort runter gegangen, wo die Särge gebaut wurden und die ganzen Leichenhallen waren. Und da hab ich mir dann gedacht: Aha, Ahso!

Fritz O: Da waren ja auch die ganzen Kühlräume. Wir haben dann quasi einen Stock über den Toten gespielt. Es war aber nicht pietätlos. Das wäre das letzte was uns interessiert in so einem Rahmen blöd zu agieren!

GFL: Aber ihr habts ein bissel ich will jetzt nicht sagen Todessehnsucht...


Fritz O: Todessehnsucht ist falsch. Das ist ein Spiel mit ... ein literarisches Spiel. Wir beide lieben ja in der Literatur die eher dünkleren Seiten. Das heißt jetzt nicht das ma rausgehen und uns die Kugel ansetzen. Es ist oft viel existenzialistischer und spannender als ein Happy End Geschichterl. Aber von der Kunst oder von der Pop Art kommende Interesse an diesen Themen. (Kurze Pause)... Depressiv simma nur privat (Alle lachen!)


GFL: Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit dem Oliver Welter von Naked Lunch gekommen? Der ist ja schon seit längerer Zeit ein Freund von dir (Anmerkung Fritz O.). Wie kam es zum Hooligan der Herzen zur Übersetzung von Military of the Heart?


Fritz O: Da müsste jetzt eigentlich der Robert dasitzen, weil das ist ja seine große Herzensangelegenheit gewesen, diesen Song zu covern. Ich find ihn auch großartig. Im Original ist das ein Song, wo sich John Lennon alles abschlecken könnte von der Qualität des Liedes. Robert hat das übersetzt, wie er in einer Phase seines Lebens war, wo er eigentlich gesagt hat, er will den ganzen Rock N´Roll Scheiß eigentlich nimma. Und hat sich da auch ein bisschen seelisch aus dem Fenster gelehnt und da war es dann eigentlich ganz leicht den Oliver anzurufen und zu sagen: „Hey willst bei deiner eigenen Nummer Background singen!“





GFL: War das für den Oliver schwierig den Wiener Dialekt zu singen?

Fritz O: Er hat lang gebraucht. Er hat mir auch gemailt und geschrieben: „Oida das bring I ned, wenn I da Wienerisch singen soll, aber „Kärntnere!“. Ich finde das ja charmant. Und mittlerweile hält er das auch aus, und mittlerweile kann er es sich auch anhören. Aber das war eine Überzeugungsarbeit. Er hat den Text gut gefunden vom Robert auch die Version, dass man es abspeckt, und das es ned so breit war wie das Original, aber er wollt ned. Und dann wollt er schon und jetzt findet er es O.K. Das heißt der Gewöhnungseffekt ist eingetreten.

GFL: Wie lange hat die Produktion vom ganzen Album gedauert?


David: Das ist schwierig zu sagen...


Fritz O.: Das ist relativ flott gegangen. Wenn man das Wochenende im EKH rechnet.


David: Die Vorbereitung hat länger gedauert...
Das Aufnehmen ging sehr rasch, wir haben uns halt vorbeiereitet und das dann in zwei Tagen aufgenommen. Mit allerdings fertigen Layouts, die wir schon fertig gehabt haben.


Fritz O: Viele Songs sind zu Hause schon gebastelt worden. Meine waren ganz fertig. Also nur mehr der Chor drüber und die akkustischen Intrumente die I ned aufnehmen kann zsaus.


GFL: Also kann man sich das so vorstellen, das jeder schon die Songs zu Hause fertig gestellt hat, und dann geht´s in Studio rein zur Aufnahme!


Fritz O: Also bei Robert ist das so der nimmt zwar nix auf, aber der weiß ganz genau wie er seine Songs arrangiert haben mag. Der David, ist wieder einer, der kommt schon mit sehr viel auch von der Festplatte.


GFL: Wie kann man sich das dann vorstellen, ihr spielts also nicht bei jedem Lied gemeinsam?


David: Nein, es ist ein bisserl mehr das weiße Album gewesen(Fritz lacht!) im Vergleich zum ersten Album gewesen, dass sehr homogen gewesen ist auch weil der neue, der Sir Tralala noch nicht dabei gewesen ist.


Fritz O.: Aber er ist doch schon dabei gewesen!


David: Ja, aber er war noch nicht so in den Produktionsprozess involviert. Jeder bastelt seine eigene Suppen und dann schau ma uns an, was da ist und dann wirds halt umgesetzt. Es ist auch sehr schön das die Aufteilung der Aufgaben ned wirklich klar definiert ist, so gesehen ist da immer ein recht schöner Austausch, wer was macht, oder a ned mocht! Was passt, oder auch nicht!


GFL: Da hat ma die Freiheit gegenüber einer anderen Band, wo die Rollen ganz klar festgelegt sind!


Fritz O: Die Rollen hamma ned.


David: Ja das ist angenehm.


Fritz O: Die Ästhethik des zweiten Album, des ersten vielleicht gar ned so, weil da hab ich mit meiner Heimorgelkeyboards eingespielt. Mehr als auf dem ersten Album da kommt´s ja nur mehr am Schluss von Waves of Fear (Anmerkung Wellen der Angst) dieses Zsum Zsuum Zsumzsum Zsum – Diese Fünf-Uhr-Tee-Scheiße, die ich so liebe. Jetzt ist es viel diversifizierter und trotzdem fallt es ned auseinand.

GFL: Mir is aufgefallen am Ende einer Nummer, ich weiß jetzt nicht mehr welcher, hört man eine Krähe oder einen Raben, wie seid ihr da drauf kommen?

David: Eine Krähe oder ein Rabe, so genau weiß ich das auch nimmer, das war auf Staring at the Sun, also schaun in die Sun. Ich weiß nicht, der Christian hat sich das gewünscht.
...

Das ganze Interview hört ihr neben zahlreicher Nummern der Neigungsgruppe in der Sendung vom 6.11. 2009 um 23.00!

c.) der Fotos und des Covers ingo pertramer, das layout des covers gestaltete der Mitter Klaus, der auch für das wunderbare GFL-Logo verantwortlich ist!

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