Montag, 26. April 2010

Ich werde mit Dir kommen,...

Vier junge Damen mit einer Vorliebe für Iggy Pop (der ja bekanntlich für den Song Dum Dum Boys verantwortlich ist) und die Ramones (Sängerin Kirstin Gundred aus San Diego nannte sich Kurzerhand in Dee Dee um)haben unter den Bandnamen Dum Dum Girls bei Sub Pop ihr erstes Album "I will be" vorgelegt. Von den amerikanischen Underground und Hit-Musik-Gazetten und Popschreiberlingen wurden die vier attraktiven Kalifornierinnen bereits als der neue heiße Scheiß angepriesen. Und aushamsweise muss ich meinen KollegInnen von der amerikanischen Musikpresse völlig Recht geben: Denn niemand rotzt in knappen 29 Minuten elf Songs charmanter auf Vinyl als die Dum Dum Girls. Die Freude und der Spass am Musizieren steht im Vordergrund, und die Liebe zu 80.ger Pop, Punk und Rock hört man auch ganz deutlich auf "I will Be". Wie sollte es sich sonst erklären lassen, dass für die Produktion des Albums niemand geringerer als Blondie Produzent Richard Gotteher gewonnen werden konnte.
Auf der sechsten Nummer "Yours Alone" greift Nick Zinner von den Yeah Yeah Yeahs unterstützend in die Gitarrensaiten. Der dritte Track "Oh Mein M wird" auf deutsch gesungen und gegröllt: Songzeilen wie: Ich werde mit Dir kommen, wenn Du mich läßt oder "dass es mich ruft", oder so ähnlich, sind grammatikalisch zwar nicht korrekt aber umso unterhaltsamer. Endlich mal eine Girl-Band die Spaß macht die authentisch rüberkommt, Spitzemusik macht und auf die Ramones steht. Wer sich von den Live-Qualitäten des Quartetts überzeugen will, kann dies am 24. Mai im Dreiraum der Arena Wien tun.
Photocredits.) Cover Subpop, Der Rest Lauren Dukoff

Donnerstag, 22. April 2010

New Wave Made in Austria

Für Musikaficionados und Freunde der heimischen Subkultur kommt dieser Tage ein ganz besonderes Schmankerl in die ausgewählten Plattengeschäfte. Der Labelbetreiber der Klanggallerie Walter Robotka hat in mühevoller Kleinarbeit den Sampler "Neon - Austrian New Wave and Postpunk" kompiliert, der einen Querschnitt durch die heimische Szene von 1978 bis 2010 bietet. Und am Samstag dem 24.4. wird das gute Stück bei einer Releaseparty im Replugged in der Lerchenfelderstrasse mit Ronnie Urini und Chuzpe auf der Bühne live abgefeiert.Hier erzählt uns Walter u.a. wie es zu der Idee kam.

Wie kams zu der Idee?

Ich hatte zuvor ja schon eine Viele Bunte Autos und eine Graf & Zyx Retrospektive gemacht, die auf viel Interesse gestoßen sind. Da lag der Gedanke nahe, einmal tiefer zu graben in den Archiven österreichischer Musik. Ich wollte auch zeigen, dass es in Österreich in den Achtziger Jahren viel gute Musik gegeben hat, die auch abseits von Flieger und Iceberg-Clubbings liegt, Musik, die mehr oder minder zeitgleich wie in England und Amerika während des New Wave entstanden ist.

Wie lange hat es gedauert den Sampler zusammenzustellen?

Von der Idee bis zur Fertigstellung ziemlich genau ein jahr.

Wie konntest Du Chuzpe für die Live-Präsentation gewinnen. Die spielen ja schon lange keine Konzerte mehr?

Die meisten Bands waren sofort daran interessiert, in diesem Rahmen zu spielen. Mir war es aber kein Anliegen, dass jetzt alle in Originalbesetzung spielen, sondern dass wir eine schöne Release-Feier haben. Chuzpe werden als "Chuzpe naked" spielen, Modell D'oo zB im original, die Karl Gott Revival Band besteht aus Schülern eines ehemaligen Karl Gott Mitglieds. Das fand ich eine extrem nette Idee.

Und welche neueren Bands sind bis auf Kreisky auf dem Sampler vertreten?

Collapsing New People sind eine junge, sehr gute Synthiepop Band, Squishy Squid eine etwas punkiger angehauchte Wave band, der Gameboymusicclub ist eh bekannt, Red.Chamber ist ein experimentelles
Projekt aus Wien, dessen Betreiber auch das Netlabel Bleak.,at betreibt.

Wie erfolgte die Auswahl? Persönlicher Geschmack?

Ich wollte Bands aus verschiedenen Subgenres zusammenbringen, persönlicher Geschmack spielt wohl immer eine Rolle, war aber nicht end-entscheidend. Manche, wenn auch sehr wenige Bands, die ich haben wollte, hatten kein Interesse, bei anderen, die ich wollte, hat die Rechtslage eine Mitarbeit nicht möglich gemacht. Zu 90% würde ich sagen, konnte ich meine Vorstellungen aber umsetzen.


Dienstag, 20. April 2010

Tief unter der Elbe

Bei mir ist das ja immer so, wenn ich am Vormittag die Wohnung verlasse, in den Lift steige und im Erdgeschoss dann das Postkastl öffne, denke ich mir immer was für einen Mist oder was für eine Überraschung fällt mir heute entgegen. Vor ca. drei Wochen hielt ich dann ein Packerl aus Berlin in den Händen.Und drinnen war das Debut-Album Kratz Dich Raus von Hans Unstern. Es ist auf dem Label, der mittlerweile in Berlin lebenden burgenländischen Band Ja, Panik, Nein Gelassenheiheit erschienen.
"Die eigenartig Schönheit der Musik, die sich zuvorderst am Beginn eines Stückes bestimmen lässt, da wo sich der erste Ton jedes Mal wieder aus dem Abgrund schält, den das zuvor gehörte hinterlassen hat, hat sich mir erst relativ spät erschlossen." schreibt Andreas Spechtl im sehr persönlichen Pressetext.
Und mir erging es endlich. Die Texte sind so schnell gesungen, fast gerapt, das man die Schönheit und die Tiefsinnigkeit der Texte in ihrer ganzen Fülle erst beim dritten oder vierten Hören des Albums erfassen kann. Manche Songs erinnern mich von der Schärfe der Texte an die Goldenen Zitronen oder die Einstürzenden Neubauten, auch wenn die Musik mehr in Richtung Alternative, Singer-Songwriter und Pop geht. Aber wie singt schon Hans Unstern: Wann lerne ich, das ich den Moment nicht festhalten kann!

Hier einige Textauszüge. Hier aus dem Opener Anglet

Im Herbst halte ich Winterschlaf
umgeiert von Raben ueber mir wie fettes Laub
Ich habe einen Deal mit den Ratten des naheliegenden Abortes
Sie bringen mir siebzig Kilo Kastanienlaub
und ich verrate ihnen in welcher Karosse Kokain lagert
Urlaub unter Laub

Und hier aus Endlos Endlos

Du sagst du kennst den Weg
Oh Mathilde
ich bin dir gefolgt wie ein Falter Neonlicht
Wo die blauen Risse ihre Toene mischen
lass uns noch zwei Takte laenger stehen
Du willst die Welt vergessen gehen
Es ist dir egal was sie spielen
Du willst einfach nur spielen
Ich klammer mich an meinem Strohhalm fest
Stolper ueber die Strahlen der Kugel
ins Endlos endlos bloss

copyright Foto: Tanja Pippi

Freitag, 16. April 2010

The Awake of Lehnen

Drei Amerikaner, die in Wien wohnen, gründeten 2005 die Band Lehnen. Bis einer von Ihnen wieder in seine Heimat zurückgeht und Ersatz gesucht wird: Joel Boyd (Gesang, Gitarre) und Matthew Prokop (Schlagzeug) fanden über eine Arbeitskollegin den Bassisten Stefan Sieder, der wiederum Martin Konvicka (Ja das ist der Sänger von The Who The What The Yeah) mit in die Combo brachte. Anfangs spielte Martin nur Keyboard, heute gestaltet er mit der zweiten Gitarre, den Sound von Lehnen maßgeblich mit. Das Quartett bringt am 21. Mai ihr zweites Album Awake auf den Markt. Es ist rockiger, elektronischer und mit einer Brise mehr Ambient versehen als das Debut. Awake ist ein Album für Nachtschwärmer: Was aber nicht nur daran liegt, dass die meisten der Songs in der Nacht entstanden, sondern vielmehr, weil die Musik von Lehnen rockt und man dazu erstklassig tanzen und abgehen kann! Grund genug, die Jungs bei Gezeichnet fürs Leben am 16. April ab 23.00 in einer Live-Radio-session ein bis zwei Tracks aus ihrem neuen Opus performen zu lassen. Darauf darf man gestrost gespannt sein.
Das Debüt "This Could Be Our Dream Home" erschien gänzlich in Eigenregie und ohne Label, wurde aber sehr wohlwollenden von einigen heimischen und internationalen Pop-Schreiberlingen registriert.

copyright Fotos, Lehnen und/oder Kürbis

Hier ein kleiner Blick auf die Aufnahmen zum neuen Album "AWAKE"

Sonntag, 11. April 2010

Tanz des Piraten

GISBERT ZU KNYPHAUSEN
„Hurra ! Hurra! So nicht“

„Hey, Hey alles ist Ok, Ich kratz an meinem Kopf und rühr in meinem Tee,....Sobald ich wieder laufen kann, lauf ich zurück zu Dir“, singt GISBERT ZU KNYPHAUSEN auf Hey über seinen Trennungsschmerz. Der aus dem Rheinland stammende und in Hamburg ansässige Songwriter, versteht es wie nur wenig seine Emotionen in Texte zu wickeln. Graue Gedanken und graues Licht, die will Gisbert nicht, wie er in der Nummer Grau singt. Er ist Freund von Klischees und funkelnden Sternen, wie er in seinem gleichnamigen Song beweist. Der Wahlhamburger, der aus einer Familie von Diplomaten, Ministern und Weinbauern stammt, klingt traurig, melancholisch und verheißend zugleich: Er befinder sich auf der Suche: Nach der wahren Liebe, nach dem Paltz im Leben und nach Glück. Der Suche nach dem perfekten Album ist er mit „Hurra! Hurra! So nicht! schon sehr nahe gekommen! Trauer, Glück und Wut auf einem Album: Grandioses Gepolter mit berührenden Texten, wie es sonst nur SVEN REGENER von ELEMENT OF CRIME auf die Bühne zu bringen vermag!

Markus Egger (9/10)


Diese Kritik ist übrigens auch im neuen
SLAM nachzulesen. Am 27. April präsentiert Gisbert sein neues Album im Wiener Haus der Musik. Don´t miss this!!!

Montag, 5. April 2010

Cheeky lyrics and comical samples...

...So könnte man den Sound von Buster Shuffle aus East London beschreiben. Das Quartett um Sänger und Pianotastenklopfer Jethro Baker veröffentlichte letzten Herbst sein Debut "Our Night Out". Feinster SKA, der darauf schließen läßt, dass die vier Herren in ihren Ben Sherman-Pullundern und Fred Perry-Poloshirts nicht nur wie Darsteller aus Shane Meadows "This is England" anmuten, sondern auch die ein oder andere Madness und Specials-Scheibe in ihrer Plattensammlung besitzen.
Die elf Songs wurden in einer zweitägigen Homerecording-Studiosession aufgenommen und vom Art Brut Lead-Gitarristen Ian Catskilkin produziert.Und das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen. Die Musik animiert zum Mittanzen und die Texte, die einen ironischen Blick auf Beziehungen und die alltäglichen Dinge des Lebens werfen, lassen das Publikum vor der Bühne und vor der Anlage schmunzeln. Und die Fanbase von Buster Shuffle wächst stätig: "Old Men, Mums and young girls like the band" lautet der Tenor im Netz. Frank Black outete sich kürzlich als Fan und die Gigs sind mittlerweile nicht nur in London ausverkauft. Erste Touren als Support der Riffles oder der Wombats folgten.

copyright Fotos BUSTER SHUFFLE!

"Inspired arrangements and effective songs. One to watch" UNCUT

"You will enjoy this knees-up bar-room ska-pop from the chirpy cockneys" The Guardian new band of the day

"An eclectic line-up of perky ska" TIMEOUT

"Talking of London, this has the smell of the smoke about it" - Steve Lamacq (BBC Radio 2)

"Forget Madness, throw your Specials-Albums out of the window. Here comes Buster Shuffle from Hackney. The best ska, I´ve ever heard!" Mäx Egger (Orange 94.0, SLAM)




Donnerstag, 1. April 2010

Tanz Frustrationstoleranz

Sie haben sich die Heimorgeln nur von ihren Kindern geborgt, sind in Liechtenstein Nationalfeinde Nummer eins und für FM4 Urgestein Fritz Ostermayer die beste Band des Universums. 2009 verzauberten sie das Rabenhofpublikum mit ihrem esoterischen Protestsong: Widerstand ist Ohm und gewannen wohl auch zu ihrer eigenen Überraschung den Protestsongcontest.Keine andere Band covert Willi Warma oder Dana Gillespie schöner als die Vier vom Ersten Wiener Heimorgelorchester.
Einmal habe ich Sie wieder ausgeladen. Diesmal aber kommen Sie mit Heimorgeln und ihrer Lieblingsmusik am 2. APRIL um 23.00 zu GEZEICHNET FÜRS LEBEN.

Hier ein kleiner Eindruck vom neuen Album.

Und hier eine ältere aber nicht minder geile Nummer: